Einer meiner Klienten – mittelständischer Unternehmer, erfolgreich, redegewandt, freundlich – kam vor einiger Zeit zu mir und fragte um eine Unterstützung während einer schwierigen Phase in seinem Unternehmen an.
Ein sehr ernstes Thema, schließlich ging es nicht nur um ihn, sondern auch um die Existenz einiger seiner Mitarbeiter.
Würden wir einen Film ansehen, der all die privaten und beruflichen Geschehnisse des Klienten enthält und anschließend Meinungen zum Inhalt des Films einholen, würden wahrscheinlich folgende Aussagen fallen: „Die haben aber dick aufgetragen …“, „So etwas gibt es in der Wirklichkeit ja gar nicht …“, „Wer denkt sich denn so etwas aus“, „An den Haaren herbeigezogen“ etc.
Die mit dem Anliegen des Klienten verbundenen Umstände sind – wie sehr oft - unvorstellbar. Wieder einmal bestätigte sich die Tatsache, dass das Leben die verrücktesten und unglaublichsten Geschichten schreibt.
Auch bei diesem Auftrag war die Haltung des Unternehmers und der Angestellten verständlicherweise sehr bedrückt, niedergeschlagen und – was meine Unterstützung anging - sehr skeptisch. Die ersten Gespräche / Aktionen verliefen dann auch dementsprechend schwierig.
Nach einigen Vor-Ort-Terminen in einem Zeitraum von ca. 3 Monaten bat mich der Unternehmer um ein Einzelgespräch. „Was haben Sie getan? Zum Geburtstag gab es Kuchen, in den Raucher-Ecken treffen sich jetzt auch Nichtraucher und diskutieren, die Logistik kommt jetzt früher, die Abholer werden schneller und besser bedient, wir haben weniger Leerlauf-Zeiten als vorher, da hat sich einiges geändert."
"Was haben Sie denen gesagt?“
„Nichts von alledem“ lautete meine Antwort.
„Wissen Sie noch, wie wir an Ihrer Wahrnehmung, Ihren Überzeugungen und Ihren höheren Zielen gearbeitet haben, wie Sie Ihre innere Haltung und das daraus resultierende Verhalten erlebten und weitere – oft auf den ersten Blick merkwürdig anmutende Methoden - ausprobierten und Sie – zwar nicht gleich, aber immer mehr - über sich selbst in bestimmten Situationen nachdachten und auch oft lachen konnten …“.
„Ja, da haben Sie Recht. Rückblickend betrachtet ergibt das alles einen Sinn. Heute erst habe ich wieder zu mir selbst gesagt: Warum hast Du dies oder das nicht schon vorher so gemacht, es wäre doch ganz einfach gewesen. War eigentlich schade, ich hätte es nur tun müssen“ war die Antwort des Unternehmers.
„Prima, sagte ich. Nicht nur ich, sondern auch die Belegschaft hat festgestellt, dass Sie Ihren Humor und Ihre positive Ausstrahlung wiedergefunden haben und beides ist sehr ansteckend. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen in all der Zeit und ich freue mich, dass Sie all Ihre Aufgaben so ernst genommen haben und auch weiter ernst nehmen“.
Die äußeren Umstände haben sich zwar nicht gebessert, aber die Haltung, das Verhalten und die Einstellungen, was sich wiederum positiv auf das Betriebsklima auswirkte. Zusammen mit seinen Mitarbeitern hat der Unternehmer die schwierige Phase sehr gut überstanden.