Vielleicht haben Sie auch schon des Öfteren Aussagen gehört, wie „Du musst auch loslassen können“ oder „Lass doch endlich los von …..“.
Auch in der Literatur finden wir hierfür viele Beispiele – in Form von mehr oder weniger nützlichen Ratgebern - vor. Auch die Wörter „Kunst“ und „Mut“ werden mit dem „Loslassen“ oft in Verbindung gebracht.
Warum überhaupt „Loslassen“ und vor allem was? Meist handelt es sich um Erinnerungen, Menschen, Objekte etc., die einen ständig – in den als Belastung wahrnehmbaren Fällen – begleiten und von denen man sich nicht trennen kann bzw. eine Trennung unmöglich oder schwierig erscheint.
Aus eigener Erfahrung und der meiner Klienten habe ich festgestellt, dass gut gemeinte Ratschläge und Aussagen (sh. oben) oft nichts bewirken. Ganz im Gegenteil, sie können sogar noch zusätzlichen Druck aufbauen.
Denn bei der/dem Betroffenen ist mit dem „Loslassen“ nicht selten sinnbildlich oder unterbewusst folgendes verbunden: „Eine Verabschiedung auf immer und ewig ohne Wenn und Aber“. Damit tun sich viele Menschen – verständlicherweise - schwer. Schließlich hat man dafür auch viel investiert (Zeit, Emotionen, Geld …) und auf sich genommen oder auch erhalten.
Mein Vorschlag und mein Angebot an Klienten, die mit dem Wort "Loslassen" nicht weiterkommen, lautet deshalb:
Loslassen besteht aus zwei Teilen, nämlich „Los“ und „Lassen“. „Los“ steht dafür, etwas zu beginnen oder zu ändern. Hierfür haben wir stets die Wahlmöglichkeit. Und das „Lassen“ steht dafür, das Bisherige, von dem man sich schwer trennen kann, zu lassen.
Nicht im Sinne von "loslassen" und damit zu verlieren, sondern nur „Lassen“:
An einem Ort, in einer Zeit, in einem Umfeld, wo es hingehört, wo es seine Berechtigung hatte/in Ordnung war und ist und in der es seinen Platz im Leben bekommt. Denn auch eines sollte man von vornherein berücksichtigen:
An alles, was wir erlebt haben, werden wir uns immer wieder erinnern bzw. werden wir auch damit wieder konfrontiert werden. Beim Einen mehr, beim Anderen weniger. Das werden wir nie vollständig verhindern können. Aber alles Erlebte ist auch bereits jetzt Vergangenheit.
Von Dr. Gunther Schmidt stammt – sinngemäß - folgende Aussage, die ich einem Vortrag von ihm entnommen habe und die meines Erachtens gut zu diesem Thema passt: „Nicht die Vergangenheit bestimmt das Erleben in der Gegenwart. Die Gestaltung der Gegenwart bestimmt die Wirkung von Vergangenheit und der Zukunft".
Vielleicht war dieser Artikel für Sie interessant? Wenn nicht, "lassen" Sie ihn einfach dort, wo er war bzw. immer noch ist.
In diesem Sinne werde ich jetzt auch das Schreiben „Lassen“ und mich wieder mit anderen Dingen beschäftigen. Also „Los“;-))
Herzliche Grüße
Ihr Romanus Benda